Die EU am Scheideweg: Atomkraft oder erneuerbare Energien?
Am 5. Dezember 2025 hat die Stadt Wien eine brisante Pressemitteilung veröffentlicht, die die europäische Energiepolitik in ein neues Licht rückt. Jürgen Czernohorszky, Wiens engagierter Klimastadtrat, warnt eindringlich vor den Plänen der EU, auf Small Modular Reactors (SMR) zu setzen. Diese kleinen modularen Reaktoren werden als Heilsbringer der Atomindustrie angepriesen, doch ist dieses Vertrauen wirklich gerechtfertigt?
Was sind Small Modular Reactors?
Small Modular Reactors, kurz SMR, sind eine neue Form von Kernreaktoren, die kleiner und modular aufgebaut sind als herkömmliche Atomkraftwerke. Sie sollen flexibler einsetzbar und einfacher zu bauen sein. Doch trotz der verlockenden Vorteile gibt es bis heute keinen kommerziellen SMR, der erfolgreich in Betrieb ist.
Laut der Pressemitteilung von Stadt Wien sind alle bisherigen Versuche, SMRs zu etablieren, aufgrund technischer und wirtschaftlicher Probleme gescheitert. Czernohorszky betont: „Seit Jahrzehnten werden kleine Reaktoren als vermeintliche Heilbringer präsentiert. Doch die Realität sieht anders aus.“
Ein unrealistisches Ziel für 2050?
Die EU-Kommission hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt: Bis 2050 sollen die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden. Ein Teil des Plans ist der Aufbau eines SMR-Sektors. Doch Experten sind skeptisch. Die notwendigen technischen Entwicklungen und die langwierigen Prüfverfahren durch Atomaufsichtsbehörden machen eine flächendeckende Produktion bis 2050 nahezu unmöglich.
Norbert Hörmayer, stellvertretender Wiener Umweltanwalt, erklärt: „Um die Wirtschaftlichkeit von SMRs zu erreichen, müssten Hunderte dieser Reaktoren in Europa gebaut werden. Viele davon in der Nähe von Wohngebieten, was ein enormes Sicherheitsrisiko darstellt.“
Die Sicherheitsbedenken
Eine Studie der Wiener Umweltanwaltschaft hat zahlreiche Probleme bei aktuellen SMR-Projekten identifiziert. Die Nähe zu Wohngebieten und die Ungewissheit über die langfristige Sicherheit sind nur einige der Bedenken. Diese Risiken machen die SMR-Strategie der EU zu einem gefährlichen Spiel mit ungewissem Ausgang.
Die Alternative: Erneuerbare Energien
Während die Atomkraft weiterhin mit Problemen kämpft, erleben erneuerbare Energieträger wie Windkraft und Photovoltaik einen Boom. Allein im Jahr 2024 wurden in der EU 80 Gigawatt neuer Kapazität installiert. Insgesamt gibt es nun 850 Gigawatt an grüner Energie, verglichen mit nur 100 Gigawatt im Nuklearbereich.
„Wir müssen die Entwicklung erneuerbarer Energien weiter fördern“, fordert Czernohorszky. „Investitionen in Atomkraft binden Mittel, die wir dringend für die Energiewende benötigen.“
Österreichs Vorreiterrolle
Österreich hat sich bereits frühzeitig gegen Atomkraft entschieden und setzt stattdessen auf erneuerbare Energien. Dieser Weg hat sich als erfolgreich erwiesen und könnte als Vorbild für andere europäische Länder dienen.
Der Ausbau von Windenergie und Solarenergie hat in Österreich zu einer stabilen und umweltfreundlichen Energieversorgung geführt. Die Preise für diese Technologien sind dank technologischer Fortschritte und Massenproduktion erheblich gesunken.
Der politische Druck auf die EU
Die Diskussion um die Zukunft der europäischen Energieversorgung wird auch auf politischer Ebene intensiv geführt. Wiens kritische Haltung gegenüber der SMR-Strategie der EU könnte den Druck auf die Kommission erhöhen, alternative Lösungen zu prüfen.
„Die EU muss sich entscheiden, ob sie weiterhin auf riskante Atomtechnologien setzt oder den Weg in eine grüne Zukunft beschreitet“, so Czernohorszky abschließend.
Ein Blick in die Zukunft
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die europäische Energiepolitik. Werden sich die erneuerbaren Energien durchsetzen, oder wird die Atomkraft ein Comeback erleben? Die Antwort auf diese Frage wird nicht nur die Energieversorgung Europas, sondern auch die globale Klimapolitik maßgeblich beeinflussen.
Die Entwicklungen in Wien und die kritischen Stimmen aus Österreich könnten ein Weckruf für die europäische Politik sein. Es bleibt abzuwarten, wie die EU-Kommission auf den wachsenden Druck reagieren wird und welche Richtung sie letztendlich einschlagen wird.