EU-Omnibus-Initiative: Rettung oder Untergang für Nachhaltigkeit?

Einleitung: Ein kontroverses Thema Die geplante EU-Omnibus-Initiative sorgt für hitzige Debatten in der Wirtschaftswelt. Diese Initiative zielt darauf ab, den Berichtsaufwand für Unternehmen zu reduzieren, doch Experten warnen vor den potenziellen Gefahren für Glaubwürdigkeit und …

Einleitung: Ein kontroverses Thema

Die geplante EU-Omnibus-Initiative sorgt für hitzige Debatten in der Wirtschaftswelt. Diese Initiative zielt darauf ab, den Berichtsaufwand für Unternehmen zu reduzieren, doch Experten warnen vor den potenziellen Gefahren für Glaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit. Am 27. Juni 2025 fand ein aufschlussreicher respACT-Talk in Wien statt, der die verschiedenen Perspektiven auf dieses brisante Thema beleuchtete.

Was ist die EU-Omnibus-Initiative?

Die EU-Omnibus-Initiative ist ein umfassendes Regelwerk, das die Berichterstattungspflichten für Unternehmen vereinfachen soll. Ziel ist es, Bürokratie abzubauen und Unternehmen zu entlasten. Doch was bedeutet das konkret? Weniger Berichterstattung könnte auch weniger Transparenz zur Folge haben, was die Glaubwürdigkeit und langfristige Planungssicherheit von Unternehmen beeinträchtigen könnte.

Die Rolle der CSR-Richtlinie

Die Corporate Social Responsibility (CSR)-Richtlinie verpflichtet Unternehmen, über ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zu berichten. Eine Änderung dieser Richtlinie könnte dazu führen, dass einige Unternehmen, wie das Umweltbundesamt, ihre Berichterstattung einstellen. Monika Brom, Expertin für Nachhaltigkeit, warnt: „Das sorgt für Verunsicherung und gefährdet die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis.“

Historische Perspektive

Die CSR-Richtlinie wurde erstmals 2014 eingeführt, um Unternehmen zu mehr sozialer Verantwortung zu verpflichten. Seitdem hat sie sich als ein wichtiges Instrument etabliert, um Unternehmen zu nachhaltigem Handeln zu motivieren. Ein Rückbau dieser Richtlinie könnte die Fortschritte der letzten Jahre zunichtemachen.

Die Stimmen der Experten

Josef Baumüller von der WU/TU Wien äußerte sich ebenfalls kritisch: „Ein großer Teil der Vorhaben der letzten Jahre in puncto Nachhaltigkeit ist zur bloßen ‘Verhandlungsmasse’ geworden. Das Fundament des Green Deal bricht damit weg.“ Diese Aussage verdeutlicht die Besorgnis über die langfristigen Auswirkungen der Initiative.

Vergleich mit anderen EU-Ländern

In Ländern wie Deutschland und Frankreich werden ähnliche Initiativen bereits diskutiert. Dort zeigt sich, dass eine Reduzierung der Berichterstattungspflichten nicht zwangsläufig zu mehr Effizienz führt, sondern oft zu einem Verlust an Transparenz und Vertrauen.

Auswirkungen auf die Bürger

Für den durchschnittlichen Bürger mag die EU-Omnibus-Initiative zunächst abstrakt erscheinen. Doch die Auswirkungen sind real. Weniger Nachhaltigkeitsberichterstattung könnte dazu führen, dass Unternehmen weniger Anreiz haben, umweltfreundlich zu handeln. Dies könnte langfristig die Lebensqualität beeinträchtigen, da Umwelt- und Sozialstandards sinken könnten.

Expertenmeinungen

Sophie Valina, Head of ESG bei der NÖM AG, betont: „Nachhaltigkeit darf kein Nice-to-have sein, sondern ist entscheidend für Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsstärke.“ Diese Sichtweise unterstreicht die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu betrachten.

Strategische Bedeutung von Nachhaltigkeit

Alexander Boubal, Chief Sustainability Officer der SIMACEK GmbH, argumentiert, dass Nachhaltigkeit nicht nur in CO₂-Bilanzen, sondern vor allem im Umgang mit Menschen eine Rolle spielt. „Die soziale Dimension ist für uns ein zentraler Hebel für langfristige Wirkung“, erklärt er.

Zukunftsausblick

Der Konsens unter den Experten ist klar: Trotz der Unsicherheiten rund um die Omnibus-Initiative bleibt die Nachhaltigkeitsberichterstattung ein zentrales Steuerungselement für Unternehmen. Eva Maria Meißl von der EFS Unternehmensberatung betont: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich ohne akuten Regulierungsdruck strategisch im Bereich Nachhaltigkeit aufzustellen.“

Forderungen nach mehr Unterstützung

Die Diskussion verdeutlichte, dass es keine neuen Hürden, sondern klare Rahmenbedingungen und gezielte Unterstützung braucht – vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Daniela Knieling, Geschäftsführerin von respACT, fasst zusammen: „Nachhaltigkeit darf nicht an Bedeutung verlieren. Statt Unsicherheit braucht es jetzt Klarheit und Rückenwind für verantwortungsvolles Wirtschaften.“

Politische Zusammenhänge

Die EU-Omnibus-Initiative steht im Kontext des Green Deals, einer Reihe von politischen Maßnahmen, die Europa bis 2050 klimaneutral machen sollen. Ein Rückbau der Nachhaltigkeitsberichterstattung könnte die Erreichung dieser Ziele gefährden und das Vertrauen in die politischen Institutionen untergraben.

Fazit: Ein Balanceakt zwischen Erleichterung und Verantwortung

Die EU-Omnibus-Initiative stellt einen Balanceakt zwischen Bürokratieabbau und der Beibehaltung von Verantwortungsstandards dar. Während die Entlastung von Unternehmen begrüßt wird, ist die Gefahr groß, dass dies zu einer Verwässerung der Nachhaltigkeitsziele führt. Die Veranstaltung in Wien hat deutlich gemacht, dass es jetzt mehr denn je auf strategisches Handeln und klare politische Rahmenbedingungen ankommt, um die Zukunftsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu sichern.

Weiterführende Informationen

Die Broschüre „So geht Nachhaltigkeit: für KMU und Genossenschaften“ der Volksbank Wien bietet wertvolle Einblicke und praktische Tipps für Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften wollen. Alle Informationen dazu sind auf der Website von respACT verfügbar.